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Bombenkondition im Baby-Bad
Der jüngste Berliner, der sich allein über Wasser halten kann, heißt Niko Schnepf. Er ist zehn Wochen alt und wiegt zwölf Pfund. Mit 62 Zentimeter ist er der zur Zeit kleinste Kandidat in einer achtköpfigen Babyriege der Berliner Kinder – Schwimmschule. Gestern absolvierte der Tempelhofer Jungbürger seine zweite Trainingsstunde in der Steglitzer Plantagenstraße 2.
Lässig ließ er die Muskeln spielen, sich die Gummibadehose überstreifen und: Ab ging’s ins 33. Grad warme Becken. Badekappenzwang gab es – mangels Haar – vorerst nicht. Nur die Windeln mußten an der Garderobe abgegeben werden.
Die seit elf Jahren etablierte Schule hat sich mit Erfolg auf Kinder spezialisiert. Ihnen soll schon in den ersten Monaten die Scheu vor dem nassen Element genommen werden. Ein- bis zweimal wöchentlich werden die winzigen Kunden von den Eltern in Tragetaschen gebracht. In einem Kursus mit 20 halben Stunden – Kostenpunkt 260 Mark – sollen sie frühzeitig dem Sport nähergebracht werden. Mama oder Papa sind obligatorisch im Wasser immer dabei.
Karin Gustke-Gundlach gibt als Schwimmlehrerin gekonnt Hilfestellung. Sie ist zuständig für die “Null- bis Dreijährigen”. Die als Fachübungsleiterin für Schwimmen und Retten augebildete 26jährige Erzieherin sagt:”Unser Ziel ist es, daß hier jegliche Angst vor dem Wasser verloren geht und kurze Strecken ohne Schwimmhilfen geschafft werden.”
Richtiges Schwimmen kann erst mit etwa drei Jahren gelernt werden. Dieses hier sieht mehr nach temperamentvollem Paddeln junger Hunde aus.
Die schlechten Erfahrungen, die sensible Kandidaten häufig in heimischen Badewannen erleben mußten, sollen überwunden werden. Nach fünf Übungsstunden sind meist die ersten Erfolge zu verzeichnen. Dann wird’s ernst: Das Baby muß tauchen lernen. Mit sanfter Gewalt wird der Strampler unter Wasser gedrückt.
Niko, hoffnungsvoller Sproß eines Studienrates und einer pharmazeutisch-technischen Assistentin, zeigte gestern morgen eine Bombenkondition. “Tränen, dementiert der Vater stolz, “die gibt’s hier nie!” Der Schlußsatz geht im ohrenbetäubenden Gebrüll des Meisterschwimmers unter. Niko hat sich vermutlich naß gemacht.
Ursula von Bentheim
Ein Monat alt – und schon ein Schwimmer
Sven war erst einen Monat alt, als er zum ersten Mal in Berlins 1. Kinder-Schwimmschule im 33 Grad warmen Wasser planschte. Seit 13 Jahren lernen bei Rainer Hollain große und kleine Berliner schwimmen und tauchen. Die ältesten Schüler sind ein Ehepaar mit 85 Jahren.
Ein Baby-Kursus (20 Stunden à 30 Minuten) kostet 250 Mark, ein Kursus für Jugendliche (17 Stunden à 45 Minuten) 285 Mark. Erwachsene zahlen für 15 mal 30 Minuten 310 Mark.
Das Gute dabei: Keine Gruppe ist größer als drei Mann.
Wenn Sie auch schwimmen lernen wollen in der Schule an der Plantagenstraße 2 (Steglitz) können Sie sich bei einer Probestunde den Betrieb gratis ansehen.
Und noch eins: Seit Anfang des Jahres hat die Schwimmschule eine Filiale in den Thermen Marienfelder Allee.
Plantagenstraße: Baby-Schwimmkurse
“Im Babieschwimmkurs sollen sich die Kleinen erst einmal spielerisch an’s Wasser gewöhnen”, so Uwe Feder (29), Schwimmlehrer der Kinderschwimmschule an der Plantagenstraße 2 in Steglitz.
Bei 36 Grad Wassertemperatur, mit Mama oder Papa an der Seite und viel Spielzeug, fühlen sich die jungen Wasserratten im feuchten Element auf Anhieb pudelwohl. Die beliebtesten Schwimmutensilien: Quietscheentchen und Plastikschiffchen.
Wasser ist Tills Element
Der einjährige Till gehört zu den besonders talentierten im Kurs: Ohne Hilfe hält er sich nur mit seinen Schwimmflügelchen bereits allein über Wasser. “Wasser ist Tills Element. Hoffentlich lernt er bald schwimmen,” wünscht sich seine Mutter Martina Kühne (32).
Vielleicht geht ihr Wunsch schon bald in Erfüllung: Früh übt sich, wer bekanntlich ein Meister werden will.
Die Babieschwimmkurse finden von Montag bis Sonntag jeweils von 9 bis 12 Uhr, donnerstags zusätzlich um 17.15 Uhr, statt. Näheres unter ~ 791 23 44 oder 791 42 72.
Der jüngste Schwimmer ist vier Wochen alt
In der 1. Berliner Kinderschwimmschule verlieren 200 Babies die Angst vor dem Wasser
STEGLITZ Schon morgens, wenn Jaqueline Wiemann die Tasche für das Baby-Schwimmen packt, freut sich der kleine Vincent auf seinen Schwimmkurs. “Gleich wenn wir das Bad betreten, erkennt er die Umgebung wieder und will sofort ins Wasser”, sagt die Mutter. Vincent ist erst 13 Monate alt. Er gehört zu den rund 200 Babies, die in der 1. Berliner Kinderschwimrnschule in Steglitz schon mit vier Wochen erste Erfahrungen mit dem feuchten Element machten.
Mit Gummifolie und Frotteehöschen geht es schnell noch unter die Dusche, dann werden die Enten und Bälle ungeduldig im kinderfreundlichen 36 Grad warmen Wasser begrüßt. Bis die Babies sieben Monate alt sind, wird nur gespielt; dann werden sie an die Schwimmflügel gewöhnt. Damit üben sie zunächst, das Gleichgewicht im Wasser zu halten und schließlich auch vorwärts zu paddeln. Außerdem lernen die Babies, sich aus dem Sitzen am Beckenrand, vorwärts in das Wasser “abzurollen”. Schwimmring und Schwimmsprossen helfen ihnen zu erfahren, wie sie strampelnd die Richtung ändern können. Neben den “anstrengenden” Aufgaben, wie Festhalten mit einer Hand am Beckenrand, steht immer wieder das Spielen im Vordergrund.
“Die Unterstützung der Eltern, sei es durch bestimmte Griffe, Übungen, aber auch durch gutes Zureden, ist fur die Kinder sehr wichtig. Sie geben ihren Kleinen Sicherheit und werden so behutsam an das Wasser herangeführt”, sagt Schwimmlehrer Veit Hennig von der Steglitzer Kinderschwimmschule. Schon seit 24 Jahren gehört das Babieschwimmen hier zum festen Angebot. “Diese ersten Schwimmversuche dienen in erster Linie zur Wassergewöhnung und sind kein regulärer Schwimmunterricht. Viel mehr ist es eine Gymnastik für Eltern und Kinder, die die Entwicklung der Babieschwimmer in vielfältiger Weise fördert”, erklärt Henning. “Neben der Beweglichkeit werden dadurch Auffassungsgabe, Sozialverhalten und die allgemeine körperliche Entwicklung gefördert.”
So können viele Kinder schwimmen, bevor sie Laufen gelernt haben. Andrea Bonck hat außerdem den Eindruck, daß Nicolas durch die Schwimmübungen schon viel selbstbewußter geworden ist. “Er bewegt sich im Wasser wie ein kleiner Fisch und freut sich, wenn er mit anderen Kindern um die Wette planschen kann.” Sie ging mit Nicolas zum Babieschwimmen, weil ihr älterer Sohn Angst vor dem Wasser hatte. “Dadurch hatte er beim Schwimmunterricht Probleme. Ich wollte nicht noch mal den gleichen Feh1er machen”, sagt die Mutter. “Außerdem macht es einfach Spaß, mit den Kleinen im Wasser herumzutollen.”
Ein Kurs umfaßt 20 halbe Stunden. Das feuchtfröhliche Badevergnügen kann mit einer kostenlosen Probestunde beginnen. Weitere Informationen gibt die 1. Berliner Kinderschwimmschule unter der Telefonnummer 7 91 23 44 oder 7 91 42 72
ANDREA VOGELSANG
Wenn Oma die Schwimmflügel anlegt
Mutige Senioren besiegen ihre Angst vor dem Wasser und nehmen bei erfahrenen Lehrern Unterricht
Sonnenschein und blauer Himmel, und vor Ihnen glitzert ein See. Aber jetzt stellen Sie sich vor, Sie können nicht schwimmen. Damit wären Sie in guter Gesellschaft. «Mehr als 25 Prozent der Erwachsenen über 18 Jahre sind Nichtschwimmer», sagt Olaf Bauroth, Schwimmlehrer und Mitinhaber der 1. Berliner Kinderschwimm-Schule in Steglitz, die auch Kurse für Frauen und Männer anbietet. Dabei sind es gerade ältere Frauen, die mit 60 Prozent die Mehrheit der Nichtschwimmer bilden.
Wie zum Beispiel Hilde Leitner: «Bei uns im Dorf gab es keine Möglichkeit, schwimmen zu lernen», erzählt sie, «noch nicht einmal Badeanzüge hatten wir.» Später, nach dem Krieg, musste die 71-Jährige hart arbeiten und hatte keine Zeit für Unterricht. «Sicherlich tut es mir heute Leid, aber ich habe aufgepasst, dass jedes meiner fünf Kinder schwimmen lernte», erzählt Frau Leitner stolz.
Und manchmal sind es dann auch die Kinder oder Enkelkinder, die den Anstoß geben, auch in späteren Jahren noch mit dem Schwimmenlernen anzufangen. «Was, Oma, du kannst nicht schwimmen?» wurde Edith Müller von ihrer Enkelin fassungslos gefragt. Die 65-Jährige ist ein typisches Beispiel für ein Nichtschwimmer-Schicksal. Als Kind wäre sie fast ertrunken. Ein unerschrockener Vater warf sie einfach ins Wasser nach dem Motto: «Stell dich nicht so an, schwimmen kann jeder.» Geblieben ist die Angst vor dem Wasser.
Die Angst vor dem nassen Element abzubauen ist denn auch die erste Aufgabe des Lehrers. Das Wasser in dem kleinen Becken der 1. Berliner Kinderschwimm-Schule ist maximal 1,50 Meter tief und 36 Grad warm. Der Schüler bekommt Schwimmflügel und Gürtel, genau wie die Kinder, nur größer, und lernt erst einmal, sich ganz ruhig auf das Wasser zu legen. Schrittweise kommen dann zuerst die Beinbewegungen, weil die bestimmend für die Wasserlage sind. Später lernt man, die Arme richtig einzusetzen. Dabei gibt es laut Olaf Bauroth zwischen Kindern und Erwachsenen kaum Unterschiede. «Es gibt mutige Kinder und mutige Erwachsene», betont er, «ältere Menschen haben vielleicht eher Respekt vor dem Wasser als Kinder.» Sein ältester Schüler war übrigens 84 Jahre alt.
Viel Geduld ist auf alle Fälle notwendig, betont Schwimmlehrer Bauroth. Ängste müssen ganz bewußt angegangen werden. So ist er auch dabei, wenn sich seine Schwimmschüler das erste Mal ins öffentliche Freibad wagen. Allerdings ist es älteren Damen dort bei Wassertemperaturen von 25 Grad zu kalt. Trotzdem will Marie Zygelsky (66) jetzt ihrer Freundin im Hallenbad beweisen, dass sie es gelernt hat. «Jetzt lerne ich auch noch Rückenschwimmen.»
Aber wenn Angst oder Respekt vor dem Wasser überwunden sind, bleiben glückliche Schwimmer zurück. Ursula Baum (77) bekam den Kurs zu ihrem 70. Geburtstag von ihren Kindern geschenkt. Heute kommt sie nur noch regelmäßig zur Korrektur ihres Schwimmstils und kann jedem älteren Menschen nur empfehlen, schwimmen zu lernen».
SHARONA ZURIEL